Mit Sinn zur Stärke – Warum Berufung mehr ist als ein Beruf - liechtensteinjobs.li
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Mit Sinn zur Stärke – Warum Berufung mehr ist als ein Beruf

Veröffentlicht am 11.08.2025
Berufung zeigt sich dort, wo Arbeit mit persönlichem Sinn verknüpft ist – und macht langfristig zufriedener.
Nicht jeder findet sofort seinen Traumjob. Doch mit der Zeit erkennen viele: Berufung hat weniger mit der Stellenbezeichnung zu tun, sondern mit innerer Haltung, persönlichem Engagement und dem Blick fürs grössere Ganze. Berufung ist oft weniger ein Beruf als vielmehr eine Beziehung zur eigenen Arbeit.
 

Gleiche Arbeit – unterschiedliche Sichtweisen

Ein Maurer setzt Stein auf Stein. Fragt man ihn, sagt er: «Ich mauere eine Wand.» Sein Kollege erklärt: «Ich baue ein Spital.» Der Dritte sagt: «Ich helfe mit, ein Zuhause zu schaffen.» Drei Menschen, gleiche Tätigkeit, drei Perspektiven – und drei ganz unterschiedliche Motivationen. Was einfach klingt, kann viel bewirken: Wer Sinn in seiner Arbeit sieht, ist engagierter, zufriedener und bleibt nachweislich gesünder – psychisch wie physisch. Angela Duckworth, Psychologin und Autorin des Buchs Grit, zeigt: Berufung hängt nicht von Beruf, Ausbildung oder Branche ab, sondern davon, wie jemand seine Arbeit erlebt. Für die einen ist sie ein Job, für andere eine Karriere, für manche eine Berufung. Sie entsteht, wenn Menschen spüren, dass ihr Tun zu etwas Grösserem beiträgt oder den eigenen Werten entspricht. Es ist das Gefühl: «Ich tue etwas, das zählt.»

Vom Gleis zur Verantwortung

Ein junger Mann begann nach der Lehre bei den SBB als Gleisbauer. «Ich habe bei jedem Wetter gearbeitet und mich gefragt: Was bringt das alles?» Mit der Zeit änderte sich seine Sicht: «Ich merkte, dass Tausende Menschen täglich auf unsere Arbeit vertrauen.» Er bildete sich weiter und arbeitet heute in der Leitstelle. «Es geht nicht nur um Technik. Ich helfe mit, dass Menschen sicher und pünktlich ankommen; zur Arbeit, zur Familie, ins Spital. Das ist mein Beitrag.» Sinn ergibt sich nicht zufällig. Duckworth betont: Wer sich mit der eigenen Tätigkeit aktiv auseinandersetzt, kann neue Bedeutung entdecken. Fragen wie «Was ist mir wichtig?» oder «Welche Werte finde ich in meiner Arbeit wieder?» können helfen, eine neue Sichtweise zu entwickeln. Berufung ist also nicht angeboren. Sie entsteht, wenn wir bewusst hinschauen. Selbst kleine Aufgaben können so Teil eines grösseren Ganzen werden.

Arbeit darf persönlich werden

Menschen, die Sinn in ihrer Arbeit erkennen, sind langfristig zufriedener, das belegen zahlreiche Studien. Duckworth verweist auf Forschung, die zeigt: Wer seine Tätigkeit als Berufung empfindet, fehlt seltener krankheitsbedingt. Es geht dabei nicht um Lohn oder Status, sondern um das Erleben von Übereinstimmung zwischen Tun und innerer Überzeugung. Ob Pflegerin, Busfahrer, Ärztin oder Bäcker; Berufung zeigt sich dort, wo Arbeit mit einem persönlichen Anliegen verknüpft ist.

Wenn der Sinn verloren geht

Doch was tun, wenn Zweifel aufkommen? Duckworth rät nicht sofort zum Jobwechsel. Oft reicht ein Perspektivenwechsel: Was passt noch zu mir? Was gibt mir Energie? Wo kann ich kleine Dinge verändern? Wer sein persönliches «Warum» kennt, sieht das «Was» häufig mit neuen Augen. Wenn der Zeitpunkt für Veränderung trotzdem kommt, geschieht er aus Klarheit und nicht aus Frust. Berufung ist kein fester Zustand, sondern etwas, das sich mit uns entwickelt oder verloren gehen kann, wenn wir aufhören, nach Sinn zu fragen.

Wer seinen inneren Kompass nutzt, kann Arbeit zur Berufung machen. Nicht durch Glück, sondern durch bewusste Haltung!

* Thomas Stecher, Berufs-, Studien- und Laufbahnberater in Chur, begleitet Menschen in der beruflichen Orientierung und persönlichen Entwicklung. Beratungsschwerpunkte sind Potenzialanalysen, Studienwahl, Neuorientierung und Lerncoaching. Er hilft Menschen Ihre Berufung zu entdecken.

www.th-stecher.ch | Tel: 081 330 17 87