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Die Krux mit dem Tun, dem Haben und dem Sein

Veröffentlicht am 05.01.2024
Die Krux mit dem Tun, dem Haben und dem Sein
Etwas tun, um etwas zu haben um letztendlich etwas zu sein – diese Reihenfolge ist allen bekannt. Aber ist sie wirklich die richtige, um Effektivität, Effizienz und vor allem Zufriedenheit zu gewährleisten? 
von Tony Brechbühl, Berater und Spezialist für Performance Management

Die meisten von uns lernen schon früh eine bestimmte Abfolge: Erst fleissig in der Schule sein (etwas tun), dann eine gute Ausbildung und einen guten Job haben (etwas haben) um schliesslich glücklich und zufrieden sein (etwas sein). Manchmal aber ändern wir diese Reihenfolge, vor allem dann, wenn wir uns etwas wünschen: Wenn ich im Lotto gewinne (etwas haben) kann ich meine Arbeitszeit reduzieren (etwas tun) und so glücklich werden (etwas sein). Es fällt auf, dass das Glücklich-Sein in beiden Fällen immer am Ende steht. Es scheint, als müssten bestimmte Bedingungen er-füllt sein, um glücklich oder zufrieden sein zu können.
 
Den Spiess umkehren

In Wirklichkeit aber ist die Voraussetzung für jedes Tun zuerst einmal das Sein. Im Schlaf kann man nichts tun, man muss dazu zumindest einmal bei Bewusstsein sein. In unserem täglichen Leben, ob privat oder geschäftlich, sind wir gedanklich aber sehr selten im Sein oder im Hier und Jetzt. Wir bedauern unsere eigenen Fehler – oder die der anderen – aus der Vergangenheit oder machen uns Sorgen um die Aufgaben und Herausforderungen, die uns in der Zukunft möglicherweise erwarten. Ja sogar beim Staubsaugen sind wir nicht im Jetzt, sondern tun es, damit die Wohnung wieder sauber wird - also in der Zukunft.
 
Eine uralte Zen-Weisheit besagt: «Wir wischen, um zu wischen.» In diesem Moment sind wir vollkommen im Hier und Jetzt und in der Achtsamkeit. Das Ziel ist nicht, dass der Boden am Ende sauber ist, sondern es ist das Resultat des Handelns. Ist das eine Haarspalterei? Gerne wird auf den Beitrag vom 3. September 2022 «Der Unterschied zwischen Zielen und Resultaten» verwiesen. Alles wird zweimal erschaffen. Zuerst wird gedanklich im Sein entschieden, was man tun will und erst dann folgt die Ausführung. Es gilt also sicherzustellen, dass die Entscheidung, was zu tun ist, unter optimalen Bedingungen erfolgt. Die Entscheidung bildet die Grundlage für die Effektivität (die richtigen Dinge tun), bevor wir tatsächlich handeln, was dann durch die Effizienz (Dinge richtig tun) gemessen wird.
 
Einen Blick zurück werfen

Das Sein wird von unserer Vergangenheit geprägt, wie Steve Jobs in seiner berühmten Rede vor Absolventinnen und Absolventen der Stanford Universität betont. Er vergleicht das Leben mit dem alten Zeichenspiel für Kinder, bei welchem man aus dem Verbinden nummerierter Punkte ein Bild entstehen lässt. Er stellt fest, dass in jedem Leben solche Punkte oder Ereignisse existieren, die unseren Weg nachhaltig beeinflussen, indem wir weitreichende Entscheidungen treffen, um nach links oder rechts zu gehen. Der nächste Punkt ist eine direkte Konsequenz des vorherigen. Daher erkennen wir erst im Rückblick, welche Weichen wir wann und warum gestellt haben und warum wir heute dort sind, wo wir sind.
 
Wenn wir also das Glücklich-Sein an den Anfang stellen könnten, wäre es bedingungslos und nicht von einer Tätigkeit oder einem Ergebnis abhängig. Dies kann beispielsweise durch ein Persönlichkeitsprofil erreicht werden, das uns unsere grössten Stärken aufzeigt. Dadurch leiten wir nicht nur die richtigen Handlungen ab, sondern auch unsere persönliche Einstellung dazu.

Bild: zVg