von Kathrin Mani, Leiterin Fachstelle für Arbeitsintegration Werknetz beim Schweizerischen Roten Kreuz GR
Wer über längere Zeit nicht arbeitstätig ist, läuft Gefahr, mit der Zeit einen grossen Teil seines beruflichen und privaten Netzwerks zu verlieren. Die Arbeitslosigkeit ist meist gepaart mit sozialem Rückzug. Man ist nicht mehr
Teil der Arbeitswelt, trifft sich nicht mehr mit Kolleginnen und Kollegen zum Mittagessen, geht nicht mehr ins Training. Manchmal wenden sich die ehemaligen Arbeitskolleginnen und -kollegen ab, manchmal verhindern Scham und Versagensgefühle den weiteren Kontakt.
Langzeitarbeitslose haushalten mit einem kleinen Budget und können sich viele Freizeitaktivitäten nicht leisten – auch hier fällt der soziale Austausch weg. Gerade für Langzeitarbeitslose wäre aber ein funktionierendes berufliches und privates Netzwerk wichtig. Ein Netzwerk mit wertvollen Kontakten, mit Personen, die nicht nur ein Bild liken, sondern Referenzen oder Empfehlungen abgeben und sich auch Mal für jemanden einsetzen. Diese Rolle kann eine Fachstelle übernehmen. Eine solche ist das Werknetz des Schweizerischen Roten Kreuzes Graubünden (SRK).
Mit dieser Fachstelle kann Langzeitstellenlosen eine Perspektive geboten werden. Integration in die Arbeitswelt ist auch Integration in die Gesellschaft.
Seit 20 Jahren berät und unterstützt das SRK-Werknetz Langzeitarbeitslose beim Wiedereinstieg in die Arbeitswelt. Dieser Weg verläuft oft nicht gradlinig, ein Patentrezept für alle Stellensuchenden gibt es nicht. Die Werknetzberaterinnen und -berater analysieren die jeweilige Situation mit den Stellensuchenden, machen gemeinsam eine Standortbestimmung, planen, organisieren und evaluieren die möglichen Arbeitseinsätze.
Dabei spielt das professionelle Netzwerk der Fachstelle Werknetz eine zentrale Rolle. Es braucht aufgeschlossene Arbeitgeber, die stellenlosen Personen eine Chance geben, sei es für ein Praktikum, einen Gruppeneinsatzplatz oder einen temporären Arbeitseinsatz. Das Werknetz arbeitet mit rund 230 Arbeitgebern im Kanton zusammen, darunter sind KMU, Institutionen und Einsatzprogramme. Jede einzelne Platzierung an einen Arbeitsplatz ist eine Herausforderung: fachliche Kompetenzen, die Persönlichkeit der Stellensuchenden und die Besonderheiten des Arbeitsplatzes müssen berücksichtigt werden. Nur so kann es zu einer Win-win-Situation kommen – für Arbeitgeber und Stellensuchende.
Die Stellensuchenden sammeln bei den verschiedenen Einsätzen positive Erfahrungen, verbessern ihre Qualifikationen und damit ihre Chancen im Arbeitsmarkt. Die Einsätze fördern das Selbstvertrauen, die Eigenständigkeit und Selbstbestimmung.
Teil der Betreuung durch das Werknetz sind auch ein persönliches Bewerbungscoaching, monatliche Coaching-Gespräche, Deutschunterricht für fremdsprachige Stellensuchende und spezifische Weiterbildungskurse. Zusammen mit dem Arbeitseinsatz erhalten die Stellensuchenden die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen, das Netzwerken zu üben und ihr berufliches Netzwerk wieder aufzubauen.
Bild: zVg