Täglich trifft man problemlos unzählige Entscheidungen. Und doch gibt es immer wieder solche, die Bauchschmerzen verursachen. Häufig hängen gerade jene Entscheidungen mit der Arbeitswelt zusammen – begonnen bei der Berufs- und Studienwahl über eine Weiterbildungen bis hin zu einem möglichen Stellenwechsel.
von Prisca Sieber
Bis ins 20. Jahrhundert herrschte die Meinung vor, dass Menschen rational entscheiden und das Gefühl dabei stört. Der Neurologe Antonio Damasio konnte dann aber in den 80er-Jahren anhand seiner Forschungsergebnisse beweisen, dass ohne Gefühle kein vernünftiges Handeln möglich ist. Und schon wurde untersucht, ob vielleicht das Gefühl für eine gute Entscheidung die Hauptverantwortung trägt. Aber auch auf den Bauch allein ist kein Verlass. Menschen lassen uns erstaunlich leicht von ihren unbewussten Vorurteilen und Ängsten beeinflussen. Das Geheimnis einer guten Entscheidung besteht also darin, Gefühl und Verstand mitreden zu lassen.
Entscheide zu fällen kann schwer fallen
Einfach zu entscheiden ist es dann, wenn Gefühl und Verstand übereinstimmen. Auch wenn die Auswirkung nicht so gross ist, bereitet das Fällen einer Entscheidung meist keine Mühe. Bei der Entscheidung zwischen einer Banane und einem Schokoladenriegel zum Beispiel sagt der Verstand, dass die Banane wohl gesünder ist, während das Gefühl eindeutig für den Schokoladenriegel spricht. Und trotzdem entscheidet man sich – mal gewinnt der Verstand, mal das Gefühl. Im Berufsleben hingegen fallen Entscheidungen oftmals schwer, da sie einen grösseren Einfluss auf das Leben haben als die Wahl zwischen Banane und Schokoladenriegel. In diesem Bereich ist es also umso wichtiger, dass sich Gefühl und Verstand einigen können.
Strategien als Entscheidungshilfen
Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, um zwischen Gefühl und Verstand zu vermitteln. Aber es gibt verschiedene Strategien, die den Entscheidungsprozess unterstützen. Eine zunehmende Anzahl von Studien zeigt beispielsweise, dass die besten Entscheidungen im Schlaf getroffen werden. Eine weitere Möglichkeit ist die, dass man jemand anders für sich entscheiden lässt. Häufig merkt man dann automatisch, ob man mit dieser Entscheidung einverstanden ist oder eben gerade die andere Variante bevorzugt.
Ähnlich erging es einer Frau, die sich nicht zwischen zwei Studienrichtungen entscheiden konnte. Sie listete die positiven und negativen Punkte beider Studienrichtungen auf und wollte sich für diejenige Richtung mit mehr positiven Punkten entscheiden. Als die «Siegerin» feststand, war ihr schnell klar, dass sie eigentlich das andere Studium bevorzugte. Der Verstand hat also nicht gesiegt, aber ihrem Gefühl auf die Sprünge geholfen.
Mal etwas anderes ausprobieren
Es ist wichtig, dass man eine Strategie wählt, die zur Fragestellung und den Charaktereigenschaften der Person passt. Dabei hilft es häufig, mal etwas anderes auszuprobieren. Kommt zum Beispiel ein Kopfmensch mit dem Verstand zu keiner Entscheidung, könnte er sich bewusst mit seinen Gefühlen auseinandersetzen – und umgekehrt.
Prisca Sieber ist diplomierte Studien- und Laufbahnberaterin bei der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (BSLB) in Chur. Die BSLB berät und informiert Jugendliche und Erwachsene in allen Fragen zu Beruf, Studium und Laufbahn