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Das absolute Minimum: Quiet Quitting

Veröffentlicht am 16.12.2022
Quiet Quitting: Wenn am Arbeitsplatz nur noch das Minimum geleistet wird.
Quiet Quitting («Stilles Kündigen») geht seit einigen Monaten in den sozialen Medien viral. Was es mit diesem Begriff auf sich hat und was Arbeitgeber dagegen unternehmen können. 

von Emilia Kimidzikic, Redaktorin Commercial Publishing bei Somedia Promotion

Motivierte Personen, die bereit sind, für das Unternehmen die Extrameile zu gehen – solche Sätze schmücken eine Vielzahl an Stellenausschreibungen und beschreiben die ideale Mitarbeitende oder den idealen Mitarbeitenden: eine Person, welche die Erwartungen und Anforderungen eines Unternehmens täglich übertrifft. Dieser Vorstellung steht nun ein Trend gegenüber, welcher seit mehreren Monaten auf den sozialen Medien viral geht und auch schon in der Arbeitswelt die Blicke auf sich gezogen hat: Quiet Quitting (oder auch zu Deutsch: Stilles Kündigen). 

Nur noch das Minimum leisten

Quiet Quitting bezeichnet die Einstellung der Mitarbeitenden, nur noch die vertraglich geregelten Leistungen im Ar-beitsalltag zu vollbringen – also: das Minimum. Mehrarbeit in Form von Überstunden oder in der Erledigung von Arbei-ten, welche nicht in der Stellenbeschreibung gelistet sind, fällt weg. Auch gelegentliche Aufgaben, wie beispielsweise die Mithilfe bei der Organisation eines Firmenessens, werden abgelehnt (sofern sie nicht klar in das Aufgabengebiet der Person fallen). 

An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die deutsche Übersetzung des Begriffs etwas irreführend ist: Die Mitarbeitenden, die Quiet Quitting vollziehen, haben meist kein Interesse daran, tatsächlich zu kündigen und das Unternehmen zu ver-lassen. Meist sind diese Personen sogar mit ihrer Arbeitsstelle zufrieden.

Work-Life-Balance als Stichwort

Der Personal- und Fachkräftemangel ist mitunter einer der Gründe, weshalb Unternehmen ein gewisses Grad an Mehrarbeit von ihren Mitarbeitenden erhoffen und – je nachdem – erwarten. Die bekannte «Extrameile» sei nötig, um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage decken zu können. Das steht im starken Kontrast zu den Forderungen der «Quiet Quitter».

Es ist keine Neuheit, dass sich die Anforderungen und Wünsche an Arbeitgebende in den letzten Jahren stark verändert haben. Forderungen nach alternativen Arbeitszeitmodellen, Homeoffice oder ortsunabhängigem Arbeiten und ange-messener Entlöhnung für Leistungen wurden vor allem – aber nicht nur – nach der Coronapandemie laut. Der Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance und einem wertschätzenden Arbeitsklima steht im Fokus. Werden Arbeit-gebende diesen Anforderungen nicht gerecht, kann es ihnen an Personal fehlen oder aber die Motivation zur Mehrarbeit schwindet: Dienst nach Vorschrift etabliert sich im Unternehmen. 

Proaktiv gegen die stille Kündigung

Fehlende Wertschätzung, Leistungsdruck und veraltete Arbeitsmodelle werden als Gründe für die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz gelistet. Arbeitgebende können mit verschiedenen Mitteln dagegen vorgehen und Quiet Quitting sowie all-gemeine Unzufriedenheit verhindern: So wird oft eine offene und gesunde Feedbackkultur als erste und vergleichsweise unkomplizierteste Massnahme genannt.

Die geleistete Arbeit soll wertgeschätzt und gelobt werden. Ausserdem ist es wichtig, dass Führungskräfte Feedback von den Mitarbeitenden selber zur Unternehmenskultur und den Leistungsanforderungen einholen. Falls nötig – und wo möglich – können alternative Arbeitsmodelle eingeführt und der anfallende Arbeitsaufwand gerecht auf die Mitarbei-tenden in einem Team aufgeteilt werden. Überstunden und Mehrarbeit sollen angemessen vergütet werden – sei es in Form von einer Vertrags- und somit Gehaltsanpassung oder durch die aktive Aufforderung, die Überstunden für Freizeit und Ferien zu beziehen. Mit einer gesunden und ausgeglichenen Unternehmenskultur lässt sich so viel Unzufriedenheit am Arbeitsplatz verhindern. 

Bild: 123rf