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Investitionen in Start-ups steigen – dies verlangt nach erweiterten Jobprofilen

Veröffentlicht am 03.06.2022
Gründer von Start-ups sollen auf die Hilfe von Netzwerken zählen können – zum Beispiel auf dasjenige eines Technoparks.
Die Gründung eines Start-ups ist eine grosse Herausforderung, die besondere Fähigkeiten und allenfalls auch Opfer verlangt. Gefragt ist unter anderem ein hoher Grad an unternehmerischem Denken und Handeln. Das kann man nicht einfach im Workshop lernen.

von Ruedi Minsch, Präsident des Vereins Technopark Graubünden in Landquart sowie Eugen Arpagaus, Geschäftsführer desselben Vereins

Es sind erfreuliche Zahlen, die im Swiss Venture Capital Report, der jährlichen Zusammenstellung über Investitionen in Schweizer Start-ups zu lesen sind (startupticker.ch). Demnach wurden zwischen 2020 und 2021 hierzulande über drei Milliarden Franken in neu gegründete Firmen investiert. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Derzeit scheint genügend Kapital am Markt zu sein, insbesondere für Technologie-Unternehmungen. Sicherlich auch motiviert durch die Performances, welche diese Unternehmen an den Tag legten, oder durch Börsengänge. In den vergangenen Jahren ist die Überzeugung gereift, dass technologische Innovationen für den Werkplatz Schweiz entscheidend sind. Das wiederum führt zu mehr Firmengründungen in diesem Bereich. Diverse Bereiche der Technologie, insbesondere Biotech, Pharma, Fintech, Medtech etc. haben an Attraktivität gewonnen. Die Schweiz kann in diesen Bereichen, auf ein ausgezeichnetes Ausbildungssystem mit der notwendigen Exzellenz aufbauen. 

Wissens-/Technologietransfer stärken

Um Start-ups hervorzubringen, kommt in Graubünden den Ausbildungs- und Forschungsinstitutionen eine zentrale Rolle zu. Diese müssen auch künftig in der Lage sein, national wettbewerbsfähige Aus- und Weiterbildungen anzubieten. Der Austausch und ausgeprägte Wissens- und Technologietransfers zwischen Bildungsinstitutionen und ansässigen Unternehmen kann ebenfalls zu Start-ups oder Spinn-Offs führen.
Die Erfahrungen im Umfeld von Start-ups zeigen, dass das Jobprofil für Personen, die ein Start-up gründen wollen, Fähigkeiten in fast sämtlichen Unternehmensfunktionen verlangt. Und noch wichtiger: Die Gründer oder auch Mitarbeitende, die gerne beim Aufbau eines Start-ups mitwirken möchten, müssen über einen hohen Grad an unternehmerischem Handeln verfügen. Es versteht sich, dass dieses umfassende Wissen bei Start-ups nicht vorhanden sein kann und diese auf Netzwerke mit spezifischem Wissen angewiesen sind. Die Fähigkeit zu erkennen, an welchem Wissen es mangelt, ist oft entscheidend für den Erfolg und bedingt die ausgeprägte Fähigkeit der Zusammenarbeit und zur Netzwerkbildung.
Wie in fast allen Branchen kommt der fachlichen Qualifikation eine hohe Bedeutung zu. Dies spielt meist bei der Gestaltung des Produktes oder der Dienstleistung eine zentrale Rolle. Auch werden bevorzugt Mitarbeitende eingestellt, die belegen können, dass sie teamfähig sind und dadurch zusätzliche Impulse auslösen können. 

Vier Anforderungen bedenken

Für den Aufbau eines Start-ups kommen beim Jobprofil der Mitarbeitenden zusätzliche Anforderungen zum Tragen, die sich nicht einfach in Weiterbildungen vermitteln lassen. Nachfolgend werden diese Anforderungen, basierend auf vier wesentlichen Gründen, warum ein Start-up scheitern kann, dargelegt. 
Erstens: Wenn das Produkt keinen Markt findet, bedingt dies, sich auf zentrale Fragestellungen zu konzentrieren und mit einem hohen Grad an Selbstreflexion und Eigenverantwortung die gemachten Anforderungen an das Produkt zu hinterfragen. Sinnvollerweise tauscht man sich dabei mit potenziellen Kunden aus. 
Zweitens: Wenn das Geld ausgeht, ist dies im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Entwicklungen mehr Zeit in Anspruch nehmen als geplant. Dann muss die Bereitschaft vorhanden sein, mit den noch bestehenden Mitteln sparsam umzugehen. Einsparungen können auch persönliche Einschränkungen im Alltag zur Folge haben.
Drittens: Wenn das Team nicht harmoniert, wird es meist emotional und somit nicht einfacher, Lösungen zu finden. Diesem Aspekt ist von Anfang an ein besonderer Stellenwert einzuräumen. Es gilt, diese Art Probleme frühzeitig zu erkennen, was eine hohe soziale Kompetenz der Mitarbeitenden voraussetzt. 
Viertens: Wenn man von der Konkurrenz überholt wird, setzt dies eine hohe Strategiefähigkeit voraus, zu erkennen, mit welchen Massnahmen die Konkurrenz allenfalls «geschlagen» werden kann. Die Überlegungen können dahin gehen, sich zu fragen, ob mit der vorhandenen Technologie eventuell andere Märkte bearbeitet werden können. 

Unternehmerisches Denken mitbringen 

Anhand der vier geschilderten Voraussetzungen kann sich jeder selber ein Bild von den Jobprofilen machen, welche für ein Start-up von Bedeutung sind. Grundsätzlich verlangt die Gründung oder auch die Mitarbeit in einem Start-up einen ungemein hohen Grad an unternehmerischem Denken und Handeln. 

Verein Technopark Graubünden in Landquart
Mehr zur Entwicklung der Start-up-Szene in der Schweiz und Graubünden ist unter GRImpuls.ch nachzulesen.
Siehe auch technopark-graubuenden.ch

Bild: 123rf