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Das normale Leben von HIV-positiven Menschen: Therapie machts möglich

Veröffentlicht am 28.11.2016
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Immer noch werden Menschen mit HIV im Alltag und Berufsleben diskriminiert. Es gibt aber neue Hoffnung auf Normalität für die betroffenen Menschen. Es ist wissenschaftlich belegt: Unter erfolgreicher Therapie sind die HI-Viren nicht mehr nachweisbar. Längstens bekannt ist, dass HIV beim Einhalten der Standardhygieneregeln nicht übertragen wird. 
von Lisa Janisch

An der kürzlich abgehaltenen Welt-Aids-Konferenz in Durban wurden die bereits im Jahr 2014 durch die Unaids verabschiedeten Ziele zur Reduktion von HIV/Aids bestätigt. Weltweit wissen 90 Prozent aller Menschen ihren HIV-Status, 90 Prozent davon erhalten eine HIV-Therapie und bei 90 Prozent dieser Menschen ist das HI-Virus nicht mehr nachweisbar.
 
Barrieren im (Berufs-)Alltag

Menschen mit HIV können problemlos in allen Berufen arbeiten und müssen niemanden über ihren HIV-Status informieren. Eine Kündigung im Zusammenhang mit dem HIV-Status ist missbräuchlich und kann eingeklagt werden. Rechtlich sind HIV-positive Mitarbeitende also auf der sicheren Seite. Im sozialen Zusammenleben kommt es jedoch mangels Wissen immer wieder zu diskriminierendem Verhalten. Die über 100 Diskriminierungsmeldungen, welche bei der Aids-Hilfe Schweiz eingehen, zeugen davon. Beispielsweise wird der HIV-Status durch Vorgesetzte und Kollegen widerrechtlich weitergegeben. Aus Angst vor einer Übertragung wird jemandem die Stelle gekündet oder einer hilfsbedürftigen Person mit HIV der Eintritt in eine Institution verweigert.
 
Mit Therapie Virus nicht nachweisbar
Bereits im Jahr 2008 hat die Eidgenössische Kommission für Aidsfragen festgehalten, dass Menschen mit HIV unter erfolgreicher Therapie nicht mehr ansteckend sind. Das gilt, wenn die Viruslast seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze liegt, Medikamente verbindlich eingenommen und die Werte regelmässig kontrolliert werden. Sex ohne Kondom ist dank einer Therapie nicht ungeschützter Sex, sondern Safer Sex – und damit eine zusätzliche Option, sich vor einer Übertragung zu schützen.
 
Normalisierung statt Stigmatisierung
In der Schweiz leben rund 20 000 Menschen mit HIV. Auch wenn die Unaids-Ziele in der Schweiz noch nicht erreicht sind, ist die Mehrheit der HIV-positiven Menschen infolge wirksamer Therapien nicht mehr infektiös. Viele dieser Menschen fühlen sich dadurch sehr entlastet. Eine HIV-positive Frau bringt es auf den Punkt: «Wenn ich nicht einmal mehr sexuell infektiös bin, sollte ich doch auch im Alltag und im Berufsleben nicht mehr diskriminiert werden.»
 
Neues Selbstbewusstsein
«Ich habe regelmässig Sex ohne Kondom. Der Schutz durch die Therapie macht es möglich.» So äusserte sich ein junger HIV-positiver Mann auf Facebook. Er wurde angefeindet und als verantwortungslos beschimpft. Der medizinische Fortschritt macht offensichtlich Angst und das neue Selbstbewusstsein von HIV-positiven Menschen ist ein Tabubruch.
Auch die Aids-Hilfe Graubünden erhielt empörte Anfragen. Dabei wurde eindeutig nachgewiesen: Bei einer wirksamen Therapie sind keine HI-Viren mehr im Körper einer betroffenen Person nachweisbar – das bedeutet, dass auch keine Viren übertragen werden können.
Menschen mit HIV hoffen, dass dank dieser Tatsache die Akzeptanz im sozialen Zusammenleben steigen wird. Seit über zwanzig Jahren ist bekannt, dass HIV vor allem sexuell übertragen wird und nicht in Alltagssituationen und/oder im Berufsleben.

Lisa Janisch ist Geschäftsleiterin der Aids-Hilfe Graubünden, der Fachstelle für Beratung zu HIV und Arbeit. Informationen zu Therapie als Schutz sind auf www.aidshilfe-gr.ch zu finden. Telefon 081 252 49 00.