Die Digitalisierung hat grosse Auswirkungen auf die Personalrekrutierung und treibt je nach Land und Kultur unter dem Etikett der Chancengleichheit eigenartige Blüten. Doch nicht jeder Trend ist auch erfolgsversprechend. Auf der Suche nach dem richtigen Mitarbeitenden sind persönliche Kontakte immer noch wertvolle Hilfen – denn es sollen ja Menschen eingestellt werden und nicht Roboter.
von Simon Hartmann
Dank der Digitalisierung gehört das Hantieren mit physischen Bewerbungsdossiers bald gänzlich der Vergangenheit an. Vorbei sind die Zeiten, wo gar parfümierte Dossiers eingereicht wurden. Aber viele Tendenzen in der Personalrekrutierung sind kritisch zu hinterfragen. Andere Länder, andere Sitten – was in anderen Kulturkreisen Sinn machen kann, ist für uns in der Schweiz fragwürdig.
Anonymisierung – Chancengleichheit
In Nordamerika wird vordergründig unter dem Aspekt der Gleichbehandlung vieles in Bezug auf die Bewerbung anonymisiert. Kein Bewerbungsfoto will der Arbeitgeber. Man will sich nicht von Äusserlichem beeinflussen lassen. Der Jahrgang wird nicht erwähnt, auf Diplomen gar abgedeckt. Man will allen eine Chance lassen. Sogar die Adresse wird weggelassen, denn diese könnte Rückschlüsse auf das soziale Umfeld geben. Ja und der Name, der wird grad auch noch unterschlagen; man möchte beispielsweise die Latinos nicht diskriminieren. Aber es kommt noch besser: Sogar der Lebenslauf wird neuerdings auf Wunsch von einigen Firmen weggelassen – auch die Jobhopper sollen ihre Chance bekommen. Diese Gleichmacherei mit abstrusen Blüten ist auch der Klagefreudigkeit amerikanischer Anwälte zu verdanken. Alle diese erwähnten Anonymisierungs-Varianten machen fallweise Sinn. Doch alles über eine Leiste zu schlagen, wie das nun einer der grössten Arbeitgeber der Welt, ein deutsches Unternehmen, einführt, ist bedenklich. Es sollen ja keine Roboter eingestellt werden, sondern Menschen.
Es geht um Menschen
Berufe-Netzwerke wie Xing oder Linkedin werden in Bezug auf die Personalrekrutierung oft überschätzt. Eine Studie aus den USA zeigt, dass sich selbst dort nur eine verschwindend kleine Anzahl von Personalverantwortlichen die Zeit nimmt, diese Netzwerke nach geeignetem Personal zu durchforsten. Die Suche nach Fachkräften im Netz ist für viele zu aufwendig. Hier kann der gut vernetzte Personalvermittler einspringen. Die Digitalisierung in der Personalrekrutierung birgt nebst Chancen (z. B. Recruiting-Tools) also auch Gefahren. Schlussendlich geht es bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitenden um Menschen. Gerade in überschaubaren Regionen wie es auch die Südostschweiz ist, sind persönliche Kontakte noch immer um einiges wertvoller als der neuste Hype. Doch auch diese müssen gepflegt werden. Dass im Zuge der Digitalisierung in Zukunft auf den Menschen verzichtet werden kann, scheint somit nicht realistisch. Dafür ist der Stellenmarkt – anders als beispielsweise der Immobilien- oder Fahrzeugmarkt – zu komplex.
Simon Hartmann ist Inhaber/Geschäftsführer von Hartmann Personal
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