Ältere Mitarbeitende, die ihren Job verlieren, haben oftmals Mühe, die neue Situation zu akzeptieren. Dabei haben Ü50-Jährige ihre besonderen Stärken – und darum auch Chancen, eine neue berufliche Herausforderung zu finden. Wer weiss, was er will, aktiv sein persönliches Netzwerk nutzt und den Arbeitsmarkt beobachtet, hat bessere Erfolgschancen. Sowieso, wenn er zu finanziellen Konzessionen bereit ist.
von Karl Kalt
Muss einem langjährigen Mitarbeiter – aus welchen Gründen auch immer – gekündet werden, ist es für den Betroffenen in einer ersten Phase wichtig, für einen Moment innezuhalten und zu lernen, mit dem erlittenen Stellenverlust und der neuen schwierigen Situation umzugehen.
Standortbestimmung vornehmen
In der Regel waren über 50-Jährige längere Zeit bei der gleichen Firma beschäftigt. Deshalb brauchen sie für die Verarbeitung des Trennungsschocks etwas länger. In einer zweiten Phase soll der entlassene Mitarbeiter, der unverhofft gezwungen wird, auf Stellensuche zu gehen, eine Standortbestimmung vornehmen. Dabei muss er sich mit folgenden Fragen auseinandersetzen: Was kann ich? Was will ich? Wohin will ich? Was motiviert mich besonders?
Persönliches Netzwerk aktivieren
Wenn sich der Entlassene in den wesentlichen Punkten Klarheit verschaffen konnte, kann er sich dem Stellenmarkt zuwenden. Ein wichtiger und zielführender Faktor ist die Aktivierung des persönlichen Netzwerks. Dabei wird versucht, Informationen und Hinweise über potenzielle Vakanzen in Firmen zu erhalten – und das, bevor das betreffende Unternehmen die Stelle im Netz oder in den Printmedien publik macht.
Auch konventionelle Stellensuche
Als nächster Schritt gilt es, diese Informationen initiativ und wirkungsvoll in Form einer Initiativbewerbung umzusetzen. Statistiken zeigen nämlich, dass über zwei Drittel der offenen Stellen besetzt werden, bevor die Vakanz auf den verschiedenen Medienkanälen publik gemacht wird. Selbstverständlich ist parallel zu den Recherchen im persönlichen Umfeld und im näheren und weiteren Bekanntenkreis die konventionelle Stellensuche auf Internetportalen und in Pressepublikationen nicht zu vernachlässigen.
Eigene Stärken offensiv benennen
Als nicht mehr ganz junger Stellensuchender ist es absolut wichtig, sich der eigenen Stärken bewusst zu sein, und diese im Offert- und Verkaufsprozess des Arbeitsmarkts richtig einzusetzen. So verfügen ältere Bewerber naturgemäss über einen grösseren Erfahrungsschatz – in beruflicher Hinsicht wie im alltäglichen Leben. Sie sind oftmals vielseitig einsetzbar, sie handeln ruhiger und überlegter und sind zudem befähigt, Prozesse und festgefahrene Meinungen kritisch zu hinterfragen. Aber sie können sich auch kompromissbereit geben. Der primäre Fokus liegt nicht mehr auf der nächsten Sprosse der Karriereleiter, sondern vielmehr in der Erbringung nachhaltiger Lösungen.
Finanzielle Konzessionen machen
Ethische Aspekte und Firmentreue sind weitere Punkte, welche für einen älteren Bewerber sprechen. Ein Punkt, der im Bewerbungsgespräch oft nicht angesprochen und ausdiskutiert wird: 50plus-Bewerber sind in der Mehrheit der Fälle zu finanziellen Konzessionen bereit – und werden so für Unternehmen zu interessanten Mitarbeitenden und echten Alternativen.
Karl Kalt ist Personal Coach und Karriereberater bei KBC, Kalt Beck Consulting AG in Triesen/FL
Telefon +423 392 54 54, www.kbc-ag.li
Bildlegende: Wer gut vernetzt ist, hat bessere Chancen, einen neuen Job zu finden. Bild Dirk Maus/Pixelio