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Wie gelingt die sichere Navigation in bewegten Zeiten?

Veröffentlicht am 08.12.2025
Es gibt viele verschiedene Werkzeuge, mit denen sich eigene Wirksamkeit erfahren lässt. Bild zVg
Überall das Gerede vom Wandel, Dauerbeschallung mit dem Aufruf, mit den Veränderungen mitzuhalten! Die eigentliche Herausforderung ist allerdings genau umgekehrt: Die Konstanz in alledem zu sehen und sich daran zu orientieren. Drei Dinge brauchen wir Menschen nämlich, wie Deci und Ryan herausgefunden haben. Sina Bardill
Gut geht es uns, wenn wir uns im Wandel so verhalten, dass wir das kriegen; gut geht es unseren Mitmenschen, wenn wir ihnen auch dazu helfen; gut geht es uns allen, wenn wir unsere Gesellschaft entsprechend gestalten.

1. Zugehörigkeit ist Sicherheit

Unser inneres System scannt jede Situation dauernd danach, ob sie Sicherheit verspricht. Ohne es bewusst wahrzunehmen sind wir jederzeit bereit, auf Gefahr zu reagieren. Dieses unbewusste Navigationssystem mag es, wenn es die Übersicht hat, wenn die wichtigen Dinge vorhersehbar sind. Es versucht, in jedem Moment die Kontrolle zu behalten. Und das gelingt leichter in bekannten, konstanten Umgebungen. Routine, ein wiederkehrender Rhythmus, bekannte Gesichter tragen bei zu diesem Kontrollgefühl. Sie vermitteln ein Grundgefühl der Sicherheit. Für die meisten Menschen ist dies aber keine Selbstverständlichkeit mehr. Freundlichkeit, ein gutes Wort bei passender Gelegenheit, Beziehungen pflegen, Freundschaften aufbauen – damit können wir uns und anderen helfen. Die Welt kann sehr unsicher sein, je mehr wir in guten Beziehungen eingebettet sind, desto leichter können wir damit leben.

2. Wirksam sein ist sich spüren

Zu viel Veränderung, zu viel damit verbundene Verunsicherung bringt das innere System aus dem Gleichgewicht. Der Autopilot reagiert mit Alarm und dies zeigt sich in verschiedener Hinsicht. Ein dauerhaft erhöhter Stresspegel verhindert Erholungsmomente. Klares Denken und Konzentrationsfähigkeit sind erschwert. Sobald wir allerdings etwas entdecken, das wir tun können, etwas, auf das wir Einfluss haben, und sei es erst mal noch so klein, hellt sich die Stimmung auf, Angst und Abwehr nimmt ab. Ideen tauchen auf und wir erleben so-genannte «Selbstwirksamkeit». Diese macht uns resilient, also stark gegenüber Erschönpfungszuständen, Burnout, Depressionen und anderer Zeichen der Überforderung unseres Systems.

3. Selbst entscheiden ist Freiheit

Jeder Mensch hat wieder andere Quellen des eigenen Sicherheitsgefühls. Darum macht es Sinn, diese zu kennen und auch zu pflegen. Welches sind die eigenen und was bedeutet es konkret, sich dafür zu entscheiden? Nicht selten sind dies ganz lebensnahe Dinge, die gar nicht so sehr von der modernen Zeit geprägt sind, sondern Menschen wohl schon immer gestützt haben. Dazu gehört z. B. Wärme (warme Füsse und Hände) – frierend kann man sich schwer aufgehoben fühlen. Oder ein warmes Getränk und eine kuschlig-warme Decke. Ein Spaziergang in der Natur, das Spüren der grösseren Ordnung darin, kann Dinge zurecht rücken. Das Wissen, dass man um Hilfe bitten kann, dass andere Menschen da sind, die einem gern auch mal ein Ohr oder eine tatkräftige Hand leihen, ist Gold wert und gibt Stabilität. Handwerklich oder im Garten tätig sein lässt sich selbst unmittelbar als selbstwirksam erleben. Und so liesse sich die Liste verlängern, mit je individuellen Schwerpunkten. Damit das passiert, was uns gut tut, brauchen wir Freiheit, und den Mut, sie zu nutzen. Deci und Ryan haben das «Autonomie» genannt.

Von der Konstanz aus auf den Wandel schauen

Wenn bewusst ist, dass die Menschen immer schon, in der Gegenwart und in der Zukunft dasselbe brauchen, dann können wir den Wandel so gestalten, dass er sich an diesen drei Konstanten orientiert – in unserem eigenen Leben genauso wie in unserer Gesellschaft insgesamt, namentlich in der Wirtschaft und in den Unternehmen. So gesehen ist alles «im Grunde einfach». Denn es wandelt sich eben nicht alles, es ist auch nicht alles unsicher, sondern die Orientierung ist klar, weil wir wissen, was wir brauchen. Wie wir dafür sorgen, persönlich und gemeinsam, das ist sicher angesichts der laufenden Veränderungsprozesse anspruchsvoll, keine Frage. Es ist allerdings einfacher, wenn uns klar ist, wofür wir sorgen müssen, sorgen wollen.

* Dr. Sina Bardill ist Psychologin FSP und Supervisorin/Coach BSO und arbeitet seit 2003 in eigener Praxis.

www.gestaltungs-raum.ch

* 081 651 50 43