Was unterscheidet erfolgreiche Teams von gewöhnlichen?
Veröffentlicht am 03.11.2025
Während manche Abteilungen friedlich vor sich hinarbeiten und mit Mittelmass und dem Status Quo zufrieden sind, spürt man in anderen Teams Dynamik, Begeisterung und Veränderungswillen. Es versteht sich von selbst, dass letztere im Hinblick auf Innovation und Wertschöpfung deutlich erfolgreicher sind. Wie sind diese Unterschiede zu erklären? Und welchen Beitrag können Führungskräfte leisten? von Alexander Villiger
Der Autor Daniel Coyle beschreibt in seinem Bestseller «The Culture Code» ein Experiment, das Hinweise bietet, wie ein erfolgreiches Team entsteht. Dafür entwickelte der amerikanische Ingenieur Peter Skillman vor einigen Jahren die «Marshmallow Challenge». Für diese Teambildungsübung erhielten vier Studenten der Elite-Universität Stanford sowie vier Kindergärtner zwanzig Spaghetti-Stäbchen, ein Marshmallow, einen Meter Klebeband sowie einen Meter Schnur. Daraus galt es, in einer begrenzten Zeit einen möglichst hohen Turm zu bauen. Zur grossen Überraschung gewannen die Kindergärtner den Wettbewerb überlegen. Wie war das möglich?
Eigenschaften erfolgreicher Teams
Die Studenten begannen die Aufgabe, indem sie die Übung analysierten, Strategien entwickelten und ihre Position in der Gruppe zu sichern versuchten. Irgendwann verfolgten sie gemeinsam eine Strategie, die sich später allerdings als bedingt optimal erwies.
Die Kindergärtner hingegen verloren keine Zeit, standen sehr nahe zusammen und begannen direkt mit experimentieren und bauen. Funktionierte eine Strategie nicht, probierten sie sofort die nächste aus. Mit diesem Verfahren entwickelten sie schnell eine zielführende Bauart. Hierarchien und Rollen in der Gruppe hatten keine Bedeutung – Nähe, kreative Herangehensweise, Selbstorganisation und Zusammenarbeit auf Augenhöhe führten zum Erfolg.
Die Studenten brachten als Individuen zwar überlegene Fähigkeiten mit, waren jedoch in der Interaktion, im Teamgeist und in der Herangehensweise unterlegen. Das Status-Denken hinderte sie daran, ohne zu zögern an die Sache heranzugehen und das gemeinsame Ergebnis über die eigenen Interessen und Bedenken zu stellen.
Die Kindergärtner auf der anderen Seite funktionierten als netzwerkartige Einheit Schulter an Schulter, ohne Rolle und Status klären zu müssen. So lösten sie die Aufgabe mit hoher Energie und viel Spass schnell, flexibel und zielführend. Sie haben also besser zusammengearbeitet.
Was motiviert Menschen zu Leistung?
Erfolgreiche Teams schaffen sich kreative Austauschräume, wo sie Ideen zu Lösungsansätzen zusammenführen. Sie verspüren im Status Quo eine produktive Unruhe in sich, aus der Energie für das Gestalten von Neuem entsteht. Gute Mitarbeitende erkennen, dass sie Teil von etwas Besonderem sind und entwickeln den inneren Wunsch, einen Beitrag zur Weiterentwicklung zu leisten. Zudem haben diese Teams die gemeinsame Ambition verinnerlicht, teilen einen Purpose und eine Zukunftsvorstellung und thematisieren den Stand der Umsetzung regelmässig. Sie verbinden somit ihre berufliche Identität mit der Team-Ambition, die sie über die eigenen Ziele stellen.
Was können Führungskräfte beitragen?
Schauen Vorgesetzte ihren Mitarbeitenden kontrollierend über die Schulter, geht deren Motivation in eine Absicherungshaltung über, die das Ziel verfolgt, keine Fehler zu machen. Erfolgreiche Führungskräfte hingegen übertragen ihren Teams Verantwortung für ihre Tätigkeiten und schenken ihnen Freiräume. Sie begleiten ihre Leute bei der Gestaltung der Aufträge im Sinne von Coaches und Ermöglichern. Sie kommunizieren offen, vermitteln Sicherheit, befähigen ihre Angestellten und zeigen Wertschätzung für gute Leistungen. Kurz gesagt: Sie trauen ihren Mitarbeitenden etwas zu. Als Folge übernehmen diese Verantwortung für die ihnen übertragenen Aufgaben und gestalten sie mit Kreativität und Energie. Diese Faktoren unterscheiden erfolgreiche Teams von gewöhnlichen.
* Alexander Villiger ist Leiter Personal der Graubündner Kantonalbank (gkb.ch/jobs).