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Arbeitswelt im Wandel: Chance und Risiko für Arbeitnehmende

Veröffentlicht am 22.04.2022
Hat die Spritzpistole gegen die Computermaus eingetauscht: Manuela Huber.
Die Arbeits- und Bildungswelt ist einem rasanten Wandel unterworfen. Das eröffnet zahlreiche Möglichkeiten für die berufliche Weiterentwicklung. Wer sich allerdings nicht auf dem Laufenden hält, läuft Gefahr, an Arbeitsmarktfähigkeit einzubüssen.

von Ingo Boltshauser, Abteilungsleiter der Berufs-, Studien- und Laufbahnmedien im Schweizerischen Dienstleistungszentrum Berufsbildung | Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (SDBB)

Zuerst hat Manuela Huber eine Lehre als Carosserie-Lackiererin abgeschlossen. Doch schon während der Lehre hat sie gewusst, dass sie diesen Beruf nicht «ewig», sprich bis zur Pensionierung, ausüben wollte. An einer Infoveranstaltung hat sie den Beruf Zugsverkehrsleiterin kennengelernt und war sofort fasziniert davon. Sie hat sich bei der SBB beworben und wurde zur Ausbildung zugelassen. Nach acht Monaten Ausbildung und drei Monaten Einarbeitungszeit durfte sie ihre Stelle als eine von gegen 100 Zugsverkehrsleiter und -innen in Olten antreten. Heute ist sie mitverantwortlich dafür, dass die über 10 000 Züge, die täglich auf dem Streckennetz der SBB verkehren, ihr Ziel sicher und möglichst pünktlich erreichen. Und sie steckt bereits in einer weiteren internen Weiterbildung mit dem Ziel, als Disponentin Bahnverkehr arbeiten zu können.

Manuela ist keine Ausnahme

Manuela Hubers Erwerbsbiografie ist zwar nicht linear, aber keinesfalls ungewöhnlich. Die Berufslaufbahnen, die ohne Weiterbildung oder Richtungsänderung von der Grundausbildung in die Pensionierung führen, sind je länger je mehr die Ausnahme. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen verändert sich die Berufswelt rasant und verlangt deshalb regelmässig nach beruflicher Neuorientierung. 

Zum andern suchen auch immer mehr Menschen aktiv nach neuen Herausforderungen; sei es, weil sie Karriere machen wollen, weil sie nach einer sinnstiftenden Tätigkeit suchen oder weil sie nach längerer Erwerbspause einen Neustart ins Arbeitsleben wagen.

Das Schweizer (Berufs-) Bildungssystem mit seinen Durchlässigkeiten und Passerellen bietet zahlreiche Chancen für eine berufliche Neuorientierung, und auch der Arbeitsmarkt zeigt sich immer offener für Erwerbsbiografien mit Brüchen und Wendungen.

Arbeitsmarktfähigkeit prüfen

Doch es gibt auch eine Kehrseite: Wer sich zu lange nicht mit seiner Arbeitsmarktfähigkeit beschäftigt, läuft Gefahr, den Anschluss an die Berufswelt zu verlieren. Oft zeigt sich dies erst, wenn jemand die Stelle wechseln will oder muss. Die Folgen sind drohende Arbeitslosigkeit auf der einen und Mangel an qualifiziertem Personal bei den Unternehmen auf der anderen Seite.

Bund und Kantone haben dieses Problem schon länger erkannt und mit Viamia eine Initiative ins Leben gerufen, die Personen über 40 die Möglichkeit gibt, sich kritisch mit ihrer Berufslaufbahn auseinanderzusetzen. Unter anderem können sie unter bestimmten Voraussetzungen kostenlose Laufbahnberatung in den kantonalen Berufsinformationszentren (BIZ) in Anspruch nehmen, ausserdem haben Bund und Kantone gemeinsam ein Laufbahnportal aufgebaut. Ziel dieser Initiative ist es, das inländische Arbeitskräftepotenzial so gut wie möglich auszuschöpfen.

 

Online-Plattform zur Laufbahngestaltung
Bin ich für den Arbeitsmarkt gerüstet? Wie verändert sich meine Branche? Habe ich das Potenzial zum beruflichen Aufstieg? Oder: Könnte ich auch etwas ganz anderes machen? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen heute viele Berufstätige. Mit einem neuen Online-Angebot wollen die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatungen eine erste Orientierung bei Laufbahnfragen bieten. Kernstück der neuen Plattform sind 12 Fragebögen, die eine Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Situation sowie mit den eigenen Werten, Fähigkeiten, Erfahrungen und so weiter ermöglichen. Angereichert ist die Plattform mit zahlreichen Informationen und Links zu Weiterbildungs- und Arbeitsmarkt-Themen sowie mit anschaulichen Porträts von Berufsleuten mit spannenden Erwerbsbiografien.

Bild: zVg