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Wenn Langeweile belastend wird

Veröffentlicht am 09.12.2022
Langeweile am Arbeitsplatz birgt ein ebenso grosses Gesundheitsrisiko wie Stress.
Einfach mal Nichtstun und trotzdem den Lohn einsacken – klingt vielleicht verlockend, kann aber mit der Zeit ein sogenanntes Bore-Out mit sich ziehen. Permanente Langeweile bei der Arbeit kann gesundheitsschädigend wirken. 

von Emilia Kimidzikic, Redaktorin Commercial Publishing bei der Somedia Promotion AG

Kurze Zeit nicht viel zu tun haben, keine immer näher kommenden Deadlines und genügend Zeit für ausgiebige Kaffeepausen – jede Person erlebt und geniesst Phasen der Entspannung im Arbeitsalltag. Dennoch freut man sich, wenn man das eigene Können im Anschluss bei anspruchsvollen Aufgaben unter Beweis stellen kann und zufrieden auf die Arbeit blickt. Doch was, wenn diese Zufriedenheit selten oder sogar nie auftaucht? 

Zwei Seiten derselben Medaille

Burn-out, ein Begriff, welcher den Schlusspunkt einer lang andauernden Belastung beschreibt, ist mittlerweile den meisten Menschen bekannt. Bore-out hingegen beschreibt das Gegenteil: ein Zustand, welcher durch ständige Langeweile, Unterforderung und – als Folge – Unzufriedenheit im Arbeitsalltag hervorgerufen wird. Dieser Begriff wurde vor rund 10 Jahren von zwei Schweizer Unternehmensberatern zum ersten Mal genutzt – kein neues Phänomen also. 

Aus Angst, die Arbeitsstelle zu verlieren

Wird der Wille zur Arbeit nicht mit Aufgaben, Sinn und Zufriedenheit belohnt, riskieren Arbeitnehmende ein Bore-out. Die Motivation schwindet aufgrund der ständigen Unterforderung und der nicht erfüllenden Tätigkeiten. Daraus können Verhaltensweisen resultieren, welche eine falsche Wahrnehmung begünstigen: Aus Angst, die Stelle wegen Unterbeschäftigung zu verliefen, fangen die Betroffenen damit an, sich während der Arbeitszeit zum Beispiel mit Surfen im Internet abzulenken, erhaltene Aufgaben unnötig in die Länge zu ziehen oder ein hohes Pensum und Stress vorzutäuschen. Einfacher gesagt: Die Betroffenen täuschen aus Angst vor Stellenverlust Verhaltensweisen vor, welche den Indizien eines Burn-outs ähneln. 

Symptome eines Bore-outs

Dieser Dauerstress, unter welchem die Arbeitnehmenden stehen, kann eine Zunahme von Bore-out-Symptomen mit sich ziehen: Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und sozialer Rückzug können als Folge eines Bore-outs auftreten. Da diese den Indizien einer Depression oder einem Burn-out ähnlich sehen, werden die Betroffenen mit dem – für sie – «falschen» Verhalten seitens der Vorgesetzten konfrontiert: Aus Besorgnis um ein Burn-out oder der gerechten Aufgabenverteilung innerhalb der Teams, werden neue und anspruchsvolle Aufgaben an andere Mitarbeitende delegiert – die Bore-out-Betroffenen haben mit ihrem Verhalten entgegen der Vorstellung ihre aktuelle Lage verschlechtert. 

Missverständnisse als Ursache

Primär werden Missverständnisse innerhalb von Teams oder zu starre Unternehmensstrukturen als Erklärungen für Bore-outs genannt. Können beispielsweise Arbeitszeiten nicht flexibel gestaltet werden, so entsteht die Erwartungshaltung eines «vollen» Terminkalenders: Um den Arbeitsalltag «zu füllen» werden Aufgaben nur sehr langsam bearbeitet. Dazu können unterschiedliche Erwartungen zwischen den Vorgesetzten und den Arbeitnehmenden ein Bore-out begünstigen. 

Bore-out erkennen und verhindern

Sollte ein drohender Bore-out erkannt werden, können Betroffene auf mehrere Strategien zur Prävention zurückgreifen: 

  1. Situation beobachten
    Bemerken Arbeitnehmende Indizien eines Bore-outs, sollten schnellstmöglichst die Problempunkte erkennt und analysiert werden: Welche Faktoren fehlen für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz (siehe Drei Faktoren für Zufriedenheit am Arbeitsplatz)? Begünstigen die eigenen Verhaltensweisen ein Bore-out oder sind es externe Elemente. 
  2. Offene Kommunikation
    Missverständnisse begünstigen ein Bore-out. Deswegen sollten Betroffene schnellstmöglichst das Gespräch mit den Vorgesetzten suchen. Wichtig dabei ist, dass Verbesserungsvorschläge aktiv besprochen werden sollten. 
  3. Eustress priorisieren
    Positiver Stress (Eustress) kann mit simplen Mitteln gefördert werden: Sich beispielsweise selber Herausforderungen im Arbeitsalltag stellen und die Erfolge anschliessend feiern steigert die Zufriedenheit.

  4. Selbstwert stärken
    Sollte fehlende Wertschätzung ein Risikofaktor am Arbeitsplatz sein, so können sich die Betroffenen mit Übungen im Bereich Selbstwert und Selbstbewusstsein davon lösen. Auch können Therapeutinnen und Therapeuten bei diesem Schritt Unterstützung bieten. 

  5. Einen Neuanfang wagen
    Sollte sich die Zufriedenheit am Arbeitsplatz noch immer nicht verbessert haben, bleibt den Betroffenen meist nur noch der Stellenwechsel. Ein Neuanfang ist beängstigend, in einem solchen Fall aber nötig. 

Drei Faktoren für Zufriedenheit am Arbeitsplatz

  1. Sinnhaftigkeit
    Können sich Arbeitnehmende mit dem Unternehmen identifizieren? Decken sich persönliche Werte und Moral mit denjenigen des Unternehmens?
  2. Arbeitszeit und Flexibilität
    Befindet sich die Arbeitszeit in einem gesunden und legalen Rahmen? Können die Tage flexibel geplant werden?

  3. Salär
    Wir die Position angemessen entlöhnt? Erhalten die Arbeitnehmenden Benefits (soziale oder finanzielle)?

Bild: 123rf