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Mangelt es an Fachkräften oder dem Fach an Kräften?

Veröffentlicht am 25.04.2019
Mangelt es an Fachkräften oder dem Fach an Kräften?
Der Fachkräftemangel beschäftigt ganze Branchen. Um diesem zu begegnen, sind neue Ideen gefragt. Eine solche wäre, den Mitarbeitenden wieder vermehrt Vertrauen zu schenken und selbstständiges Arbeiten zu ermöglichen. Mit einem Führungsstil, der Anreize schafft, kann auch die auf den Arbeitsmarkt drängende Generation Z für Sonderefforts gewonnen werden.

von Michaela Risch, VR-Präsidentin Clinicum Alpinum in Liechtenstein

Fachkräftemangel herrscht, wenn es für Unternehmen nicht möglich ist, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. Dies kann dazu führen, dass Unternehmen oder ganze Wirtschaftszweige weniger wachsen als es mit entsprechendem Fachpersonal möglich gewesen wäre (statista.com).
Schon heute wird es für viele Firmen in bestimmten Wirtschaftsbereichen immer schwieriger, vakante Stellen mit qualifizierten Fachkräften zu besetzen (diewelt.de). Als Fachkräftemangel bezeichnet man den Zustand einer Wirtschaft, in dem eine bedeutende Anzahl von Arbeitsplätzen für Mitarbeiter mit bestimmten Fähigkeiten nicht besetzt werden kann, weil auf dem Arbeitsmarkt keine entsprechend qualifizierten Mitarbeiter (Fachkräfte) zur Verfügung stehen. Anzeichen für einen Fachkräftemangel können etwa überdurchschnittliche Gehaltsentwicklungen einer Fachrichtung sein (wikipedia.de).

Generationenproblem im Anmarsch

Googelt man den Begriff «Fachkräftemangel», bekommt man innerhalb von 47 Sekunden über 1,6 Millionen Ergebnisse geliefert. Googelt man «Fachkräftemangel bekämpfen» erreicht man in knapp derselben Zeit gerade einmal 78 900 Ergebnisse. Stehen wir dem viel diskutierten Problem gleich hilflos gegenüber, wie dem demografischen Wandel? Darf man diese beiden Phänomene überhaupt gesondert beurteilen? Nicht zu vergessen das Generationenproblem. Kann Generation Babyboom (in wenigen Jahren steht die grösste Pensionswelle bevor) überhaupt mit Generation Z (alle nach 2000 Geborenen) oder ist das gar nicht mehr relevant, weil alle Babyboomer bereits pensioniert sind, wenn Generation Z den Arbeitsmarkt betritt? Und wie steht es mit den Ideen, Mitarbeitende länger im Betrieb zu halten – wenn nicht sogar das Pensionsalter auf 75 Jahre setzen?

Mehr Vertrauen für Mitarbeitende

Die Einstellung zur Arbeit hat sich gewandelt und wird sich auch weiter wandeln. Gehen wir im Prinzip davon aus, dass Arbeit ein gesunderhaltender Faktor ist, stellt sich die Frage nach dem Inhalt.
Warum die richtige Person für eine bestimmte Stelle finden, statt die richtige Stelle für eine bestimmte Person? Die Verantwortlichen müssen kreativer sein in ihrer täglichen Führungsarbeit. Natürlich ist das anstrengend, aber gewiss nachhaltiger. Die Zeit ist reif für alternative Organisationsmodelle, in denen Mitarbeitenden wieder Vertrauen geschenkt wird und sich diese wieder verantwortlich fühlen dürfen. Benötigen wir wirklich für alle Bereiche Stempeluhren, die zeigen, welche Mitarbeitenden anwesend waren, oder wäre es nicht schlauer, ihnen den Freiraum zu geben, selbst zu entscheiden, wann sie ihre Arbeit erledigen?

Vermehrt Anreize schaffen

Oftmals scheint es, dass unsere Gesellschaft so in Konventionen und Regeln festhängt, dass dabei der Blick für Neues, bisweilen Einfacheres verloren geht. Regelwerke – die in den meisten Fällen nur für Ausnahmen beziehungsweise Ausreisser gemacht werden – werden immer grösser. Wie oft kommt es vor, dass sich in einem Team nur ein oder zwei Mitglieder an Abmachungen halten und wie oft kommt es dann vor, dass eine Richtlinie für alle Mitglieder erstellt wird, statt Konsequenzen bei denen zu ziehen, die gegen Regeln verstossen haben? Das braucht manchmal mehr Mut, als eine neue Regel einzuführen, die dann für alle gilt. Ist es nicht obskur, dass häufig für eine ganze Gruppe Einschränkungen definiert werden, anstatt sich bei einer Person unbeliebt zu machen. Eine vertrauensvolle, incentivierende (Anreiz schaffende) Führung ist wirkungsvoller als eine, die von Repression und Kontrolle geprägt ist.

Gefragt ist das Miteinander

Es ist also gar nicht so sehr die Frage, ob es an Fachkräften mangelt, sondern viel mehr, wie viel Kraft und Selbstständigkeit Mitarbeitenden verliehen werden, um selbige im Fach mit Freude und Energie sinnvoll einzusetzen.
Dazu gehört ein Miteinander verschiedener Generationen. Heute mehr denn je, da jede Generation vollkommen unterschiedliche Erfahrungen mitbringt. Solche, die gerade in transformatorischen Zeiten wie diesen gegenseitigen Nutzen bringen. Zeiten, in denen häufig beide Seiten verunsichert sind. Das hält nicht nur gesund, sondern steigert erwiesenermassen auch die Produktivität.

Bild: pixabay.com

Michaela Risch ist VR-Präsidentin Clinicum Alpinum
Gafleistrasse 70
9497 Gaflei
LiechtensteinTelefon +423 238 85 00
https://clinicum-alpinum.com