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Hindernisse und Bedenken bei der Arbeitsintegration von Migrierenden

Veröffentlicht am 26.07.2019
Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen
Es ist nicht einfach für anerkannte Flüchtlinge, Arbeit zu finden. Allerdings gibt es verschiedene Arbeitgeber, die nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene anstellen und diesen sogar Lehrstellen anbieten. Die meisten Arbeitgeber haben jedoch Berührungsängste im Umgang mit Migrierenden. Auf der anderen Seite sind deren Erwartungen oftmals zu hoch.

von Heinz Lorenz, Schulleiter beim Lernforum Chur

Nur jeder vierte anerkannte Flüchtling kann im Moment in der Schweiz Arbeit finden, von einer Lehrstelle ganz zu schweigen. Was sind die Gründe? Die Bewilligungspraxis der Behörden kann es nicht sein, diese ist unkompliziert. Um Grenzgänger anzustellen, ist der administrative Aufwand um einiges grösser.

Diverse Hindernisse und Bedenken

Für Migrierende Deutsch zu lernen, sollte eigentlich möglich sein, da die Fachstelle Integration in Graubünden einiges unternimmt, damit Migrierende die deutsche Sprache rasch erlernen können. In der Arbeitswelt wird aber oft Dialekt gesprochen, zusätzlich sind viele berufliche Fachausdrücke zu kennen.

Auch die Schweizer Arbeitszeiten sind für Flüchtlinge ab und an gewöhnungsbedürftig: Arbeitsbeginn um sieben Uhr ist eben genau um sieben Uhr und nicht fünf Minuten später.

Ebenfalls kann die Religion ein Hindernis bei der Arbeitssuche von anerkannten Flüchtlingen sein: kein Alkohol, kein Schweinefleisch – nur um zwei Beispiele zu nennen. So scheuen viele Arbeitgebende, Menschen aus anderen religiösen Gemeinschaften eine Chance zu geben, übrigens auch den jungen Menschen – dies trotz Lehrlingsmangel.

Arbeitswelt im Wandel

Viele Migrierende finden noch Jobs in der Gastronomie, in der Hotellerie, als Pflegehilfen oder als Reinigungskräfte. Aber auch diese Arbeiten für weniger Qualifizierte verändern sich und stellen stets höhere Anforderungen an die Angestellten. Auch diese Entwicklung drückt auf die Erwerbsquote der Flüchtlinge, und so schaffen es viele Flüchtlinge verständlicherweise nicht, sich von der Sozialhilfe loszulösen. Dabei sollte genau die gegenteilige Situation im Interesse von uns allen liegen.

Vorbildlicher Kanton Graubünden

Ganz schwierig wird die Arbeitssituation für Asylsuchende, die zwei oder drei Jahre auf einen Asylentscheid warten müssen. Einerseits sind sie zum Nichtstun verdammt, und andererseits verlieren viele während dieser Warterei immer mehr die Motivation, etwas zu lernen und sich möglichst rasch zu integrieren. Mit dem Pilotprojekt Nossa Futura bietet der Kanton Graubünden Asylsuchenden seit zwei Jahren die Möglichkeit, die deutsche Sprache bereits als Asylsuchende zu erlernen. Ziel des Projekts ist es, dass sich diese später – nach einem eventuellen positiven Asylentscheid – rasch in die Arbeitswelt integrieren können. Dieses Ziel konnte erreicht werden.

Migrierende: Ansprüche oft zu hoch

Grundsätzlich ist es löblich, sich hohe Ziele im Leben zu setzen. Aber diese Ziele sollten realistisch sein. Wenn jemand in seinem Heimatland in der Pflege von Menschen mitgeholfen hat, kann er hier in Europa nicht einfach Arzt werden. Der Schulsack, den viele Migrierende aus ihren Ländern mitbringen, genügt hierzulande kaum oder gar nicht, um eine anspruchsvolle Ausbildung in Angriff zu nehmen und abzuschliessen. Und oft fehlt die Einsicht, dass für eine gute Ausbildung viel Zeit und Geld investiert werden muss. Wünsche und Realität klaffen leider oft stark auseinander

Bild: Capri23auto/Pixabay