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Der Weg hin zur selbstlernenden Organisation

Veröffentlicht am 14.11.2019
Mitarbeitende und Unternehmen sind gefordert, die Herausforderungen des Arbeitsmarkts anzunehmen und die richtigen Schlüsse bezüglich Personalentwicklung zu ziehen.
Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Wie damals vor der Industrialisierung steht die Gesellschaft wieder an einem Punkt, an welchem sich Unternehmen wie auch Mitarbeitende neu erfinden müssen. In dieser spannenden Zeit sind die Unternehmen gefordert, sich ebenfalls mit Fragen rund um die Personalentwicklung zu beschäftigen. Susanne Keller, die Leiterin Human Resources bei der Inventx AG, führt in einem Interview aus, was das heisst.

von Roman Dinkel, Leiter Marketing & Kommunikation bei der Inventx AG

Zurzeit ist das Thema Future Skills in aller Munde. Können Sie kurz erklären, was damit gemeint ist?

Susanne Keller: Aufgrund der Automatisierung werden in den nächsten 20 Jahren Millionen Arbeitsplätze verloren gehen. Erfreulicherweise geht man davon aus, dass im gleichen Zeitraum eine noch höhere Anzahl an neuen Stellen entstehen wird. Das Problem ist aber, dass die heutigen Arbeitnehmer noch nicht über die Future Skills, also die zukünftig notwendigen Qualifikationen für die Ausführung dieser Jobs, verfügen. Um diese Lücke zu schliessen, müssen Unternehmen ihre Personalentwicklung zukunftsgerichtet anpassen und die Mitarbeitenden ihre Weiterentwicklung proaktiv in die Hand nehmen.

Welchen Weg müssen Unternehmen konkret einschlagen, um diese Lücke zu schliessen?

Die Rahmenbedingungen und Herausforderungen, welche die Automatisierung mit sich bringt, verändern sich in rasantem Tempo. Es macht keinen Sinn mit starren Stellenbeschreibungen und fixen Kompetenzprofilen zu arbeiten oder den Fokus auf langwierige theoretische Ausbildungen zu legen. Unternehmen müssen erkennen, dass das stetige und alltägliche Lernen beim Kunden, also im konkreten Projekt stattfindet. Entsprechend ist es unabdingbar, dass das Management in die Personalentwicklung involviert ist. So wird für den nötigen Praxisbezug sowie die höchstmögliche Identifikation und Nachhaltigkeit bei den Mitarbeitenden gesorgt. Zudem muss der interne Wissenstransfer durch Ausbildungs- und Entwicklungsanstrengungen gezielt gefördert und belohnt werden. Dabei zählen weniger die erworbenen Abschlüsse als vielmehr die Bemühungen, eigene Grenzen zu überschreiten und sich auf Neues einzulassen. Der Persönlichkeit der Mitarbeitenden und der Unternehmenskultur mit ihren spezifischen Werten wird in Zukunft ein noch höherer Stellenwert beigemessen.

Was bedeutet dies für die Mitarbeitenden?

Agilität, Offenheit und Veränderungsbereitschaft gehören zu den wichtigsten Assets – einfach und herausfordernd zugleich. Es ist wichtiger denn je, dass jeder Mitarbeitende die eigene Weiterentwicklung und somit die Arbeitsmarktfähigkeit eigenverantwortlich in die Hand nimmt. Dabei muss sich jeder Mitarbeitende mit den Fragen auseinandersetzen, inwiefern die Automatisierung seine Funktion beeinflusst und welcher Platz in der Arbeitswelt 4.0 eingenommen werden möchte. Das stetige Lernen bzw. die stetige Weiterentwicklung ist zukünftig ein fester Bestandteil jeder Funktion, denn nur so kann der zukünftige Leistungsauftrag erfüllt werden.

Wie kann die Digitalisierung Menschen beim stetigen Lernen unterstützen?

Es kommen täglich neue Applikationen rund um das Thema digitale Personalentwicklung auf den Markt. Das Angebot ist riesig – eine kleine Auswahl spannender Projekte: Coorpacademy gilt als das neue Netflix für die Personalentwicklung und eignet sich als digitaler externer Ausbildungspartner. HR4You arbeitet an einem Chatbot spezifisch für den Einsatz im Bereich der Weiterentwicklung. Mit Flourister begleitet ein digitaler Coach den Mitarbeitenden bei der persönlichen Weiterentwicklung, und Starmind macht durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz das unternehmensweite Wissen für alle sichtbar und zugänglich. Dabei nutzen all diese Applikationen den Gamifikation- Ansatz und ermöglichen ein zeit- und standortunabhängiges Lernen.